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Seminar „Organic Computing II“

Beschreibung

Zwischen dem zielstrebig und zweckmäßig anmutenden Verhalten organischer Systeme einerseits und dem in der Dynamik komplexer Systeme begründeten Phänomen der Selbstorganisation andererseits besteht eine semantische Lücke. In den im ersten Teil des Seminars besprochenen neurowissenschaftlichen Modellen, wie überhaupt in allen biologischen Systemen, scheint Selbstorganisation stets die Zweckmäßigkeit des zu beobachtenden globalen Systemverhaltens zu garantieren. Viele Beispiele aus Physik, Chemie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften belegen jedoch, daß Selbstorganisation keineswegs immer zweckmäßige Ergebnisse hervorbringt und sogar fatale Folgen haben kann. Faßt man die Individuen einer Gesellschaft, wie Vertreter der Synergetik dies tun, als durch den jeweiligen Zeitgeist “versklavte” Konstituenten komplexer Systeme auf, so erscheinen einige Greuel und Katastrophen der Geschichte, entgegen des menschlichen Hangs zur Personifizierung, als selbstorganisierte Prozesse.

Ob sich Mechanismen der Selbstorganisation als Grundlage einer intelligenteren und menschenfreundlicheren Informationstechnologie eignen werden, hängt demnach entscheidend davon ab, inwiefern sich erwünschte Ziele und Qualitätsmerkmale begrifflich in den Formalismus der Selbstorganisationsforschung integrieren lassen. Dies führt auf eine semantische Fragestellung, welche der Gegenstand dieses Fortsetzungsseminars ist. Zum Abschluß des Seminars werden wir Ubiquitous Computing als einen aktuellen gesellschaftlichen Selbstorganisationsprozeß betrachten, dessen technologische Grundlage entscheidend von den Fortschritten im Bereich Organic Computing abhängt. Dabei soll auch die Frage berücksichtigt werden, ob wir eine allgegenwärtige Computerisierung des Lebens überhaupt benötigen und inwiefern sich die Gesellschaft dadurch implizit einen “Big Brother” selbst konstruiert.

Die Teilnahme am Seminar des vorangegangenen Wintersemesters wird nicht vorausgesetzt, da das Thema unabhängig von den im ersten Seminarteil behandelten konkreten Modellen diskutiert werden kann. Bei Interesse werden wir, wie in den vergangenen Jahren, im Anschluß an das Seminar ein Symposium anbieten.

Zielgruppe

Das Seminar richtet sich mit seiner interdisziplinären Thematik an Studierende der Informatik, Physik, Biologie, Mathematik, Psychologie, Sprachwissenschaft und Philosophie.

Daten der Veranstaltung

Daten der Veranstaltung

Zeit Freitag 16 c.t.
Ort Universität Heidelberg INF 348, Raum 013
Beginn 03.04.2009
Themenvergabe ab sofort

Dozenten

Zeitplan und Materialien

  1. Vorbesprechung
    • 03.04.
  2. Die explanatorische Lücke innerhalb des Begriffsspektrums von Organic Computing
    • 03.04. – Alexander SinselPDF
  3. Semiotik und Informationstheorie
    • 17.04. – Christian GöhringPDF
  4. Strukturalistische Semantik
    • 24.04. – Marcel Krause, David BeyerPDF
  5. Formale Semantik
    • 08.05. – Eric Hildebrand, Alexander Bücher, Patric SchmidtPDF
  6. Kognitive Semantik
    • 15.05. – Roman Hable, Markus KurzPDF
  7. Bedeutung im Zusammenhang von “erklären” und “verstehen”
    • 22.05. – Thomas Arnold, Tamara RothengassPDF
  8. “The number sense” und die Bedeutung von Zahlzeichen
    • 29.05. – Stefan Breunig, Alexander SchaperPDF
  9. Kohärenz als neuronales Korrelat von Bewußtsein und Wahrnehmungsinhalten
    • 05.06. – Philipp Harth, Tim KellerPDF
  10. Semantik in neuronalen Assozitivspeichern
    • 12.06. – Andrea Freisinger, Roger GaczkowskiPDF
  11. Eine topologisch begründete Semantik organischer Systeme
    • 19.06. – Dominik Riedinger, Edward-Robert TyerchaPDF
  12. Der Funktionalismus in der klassischen Künstlichen-Intelligenz-Forschung
    • 26.06. – Christian Wirth, Nara Mwanyongo, Johannes AuerPDF
  13. Konnektionismus, Dynamizismus und Embodiment
    • 03.07. – Laura Croitoru, Lucas HausmannPDF
  14. Ubiquitous Computing
    • 10.07. – Hans Bäckel, Nicolas BellmPDF